Datum
13.02.2022
19:00 - 21:00
Veranstaltungsort
Staatstheater Cottbus / Großes Haus
Das musikalische Opfer
OFFERTORIUM hat Sofia Gubaidulina ihr erstes Violinkonzert genannt. Es beginnt – wie Weberns Ricercar – mit einem Zitat des königlichen Themas aus Johann Sebastian Bachs „Musikalischem Opfer“. Auf verschiedene Instrumente und Spielweisen verteilt, bringt sich das Thema selbst zum Opfer dar, wird zerlegt, geht unter in der Musik, taucht immer wieder auf als Kern und treibende Kraft einer Komposition, die am Ende in ihren Anfang mündet. Die Musik der vorklassischen Epoche, die Musik Bachs, war im stalinistischen Russland verpönt gewesen. Die Barockrenaissance zur Zeit des Chruschtschow’schen „Tauwetters“ kam daher für viele Komponist*innen der Avantgarde als echte Offenbarung. Sie selbst hatten jahrelang als Formalisten für die Schublade geschrieben. Nun trafen sich Altes und Neues auf Augenhöhe. Bei Gubaidulina verschmelzen sie zu einer raum- und zeitübergreifenden musikalischen Identität.
Von reicher, individueller Kraft ist auch Bruckners 6. SINFONIE. Sie nimmt in vielem eine Sonderstellung im sinfonischen Schaffen des Komponisten ein. Während sich in anderen Werken die Motive erst nach und nach aus dem musikalischen Urnebel erheben, beginnt die Sechste mit einem vordringlichen Rhythmus. Das eigentliche Hauptthema tragen dunkel-drohend die tiefen Streicher vor. Es kehrt im Finale wieder. Der musikalische Kreis ist geschlossen. Den beiden Großwerken voran geht ein kurzer Gruß aus göttlicher Sphäre: Richard Wagners LOHENGRIN-VORSPIEL.
Richard Wagner (1813-1883)
„Lohengrin“-Vorspiel
Sofia A. Gubaidulina (*1931)
Violinkonzert „Offertorium“
Anton Bruckner (1824-1896)
Sinfonie Nr. 6 in A-Dur